So verwöhnen uns unsere wilden Freunde: Von der Wiese auf den Teller. Hier finden Sie eine Kurzbeschreibung der leckersten Wildpflanzen sowie Rezepte und Inspirationen für ihre Verwendung in der Küche. Guten Appetit!
Dufte Wölkchen und leckere Küchle
Der Holunder blüht jetzt unübersehbar überall in den Wäldern, an Waldrändern und bei den Gebäuden. In früheren Zeiten wurde gesagt, man muss vor dem Holunder den Hut ziehen. Denn nicht nur war der Holunder die Apotheke des kleinen Mannes - alle Teile der Pflanze können heilkundlich genutzt werden - unsere Vorfahren waren davon überzeugt, dass hier gute Geister wohnen. Viele Traditionen, magische Bräuche und geheime Symbole geben hier beredtes Zeugnis. So wundert es uns nicht, dass ein Holunderbaum auf jedem Hof zu finden war. Und wenn jemand einen Schatz zu verstecken hatte, so tat er es tunlichst unter einem Hollerstrauch - denn selbst wenn dieser gefällt würde, so treibt die wüchsige Pflanze alsbald wieder aus und der Schatz kann wiedergefunden werden!
Im Moment finden wir die Blüten der mächtigen Sträucher besonders attraktiv. Sie können getrocknet werden und wärmen uns im Winter als Tee. Oder wir kochen die Blüten mit Wasser, Zucker und etwas Zitrone zu einem Sirup ein. Dieser schmeckt über's Jahr sowohl in Sekt als auch im Sprudelwasser.
Ein besonders leckeres Gericht für Naschkatzen sind die berühmten 'Hollerküchle'. Ihr unvergleichliches Aroma verdanken sie der stark duftenden Blüten des schwarzen Holunders. Vorsicht beim Sammeln: Bei uns gibt es dreierlei Sorten Holunder, aber nur die Blüten des schwarzen Holunders sind bekömmlich und aromatisch. Am leichtesten erkennt man sie an ihrer weißen Dolde, die in einer geraden Fläche endet (also keine Kugel oder Halbkugel bildet).
Die Blüten sollten möglichst gleich nach der Ernte verwendet werden. Am Besten schüttelt man eventuelle kleine Bewohner gleich am Strauch sanft aus. Entgegen meiner sonstigen Gewohnheit wasche ich diese Dolden nicht, denn sie hängen hoch genug, um nicht von Tieren 'gedüngt' worden zu sein. Das Aroma würde unter dem Kontakt mit Wasser leiden.
Der Teig ist schnell gemacht: für 4 Personen nehme ich 2 mittelgrosse Eier und füge in die gut gemischte Eimasse 2 gestrichene Esslöffel Mehl oder Stärke. Sollte die Masse zu zäh sein, noch einen Schluck Milch hinzufügen. Dann wird in einer Pfanne Fett heißgemacht (zB Butterschmalz oder Distelöl mit einem kleine Löffel Butter). Die Dolden dürfen nun im Teig baden und dann geht's ab in das heisse Fett. Wenn die Küchle goldbraun sind können sie auf einem Küchentuch ein wenig Fett abgeben. Serviert werden sie dann mit einem Hauch Puderzucker und Beeren oder Früchten nach Geschmack und Laune. Guten Appetit!
Erstes Grün: Herzhafte Brennessel Törtchen
Brennnesseln sind eigentlich gar nicht zu verwechseln. Schon im Kindesalter haben wir alle schonmal mit diesem sperrigen Kraut zu tun gehabt, und natürlich ist ihr schmerzhafter 'Gruß' uns in Erinnerung geblieben.
Brennnesseln sind fast überall zu finden (besonders natürlich an stickstoffreichen Standorten), ob im Wald oder Garten. Wir finden in ihnen wertvolle Inhaltsstoffe, vor allem Flavonoide, viel Magnesium, Kalium und Eisen, Kieselsäure und zudem noch die Vitamine A, C und E. Sie wirken leicht entwässernd.
Es lohnt sich also, die Brennnessel zu pflücken! Und jetzt, im zeitigen Frühjahr, scheint es mir fast, als ob sie weniger brennen (man kann sie natürlich auch mit Handschuhen ernten!!
Die kleinen Brennnessel Törtchen eignen sich vor allem als Snack zum Aperitif oder als Beilage zu Salaten. Sie sind schnell hergestellt und munden hervorragend.
Zuerst wird ein Hefeteteig aus 300gr Dinkelmehl hergestellt. Dieses mit einem knappen Teelöffel Salz würzen und in eine Schüssel geben.Ein Würfel Hefe wird als 'Dampferl' in die Mitte des Mehls grob zerbröselt, mit einer Prise Zucker und etwas lauwarmer Milch angesetzt. Wenn die Hefe nach ca. 15 Min anfängt zu arbeiten, wird noch weiteres Wasser hinzugefügt, so dass ein fester Teig entsteht. Diese sollte nun mindestens 2 Stunden ruhen.In der Zwischenzeit wird die Fülle hergestellt: Magerquark, geriebener Parmesan, fein zerteilte Brennnesselspitzen, etwas Salz und Pfeffer werden verrührt und mit etwas Semmelbröseln stabil gemacht.
Der Teig wird nun ca. 1/2cm dick ausgewellt und in die Mulden eines Mini-Muffin-Blechs gelegt. Jetzt mit der Quarkmasse füllen und bei 150Grad ca. 20 Min im Backofen garen. Guten Appetit!
Blaues Wunder: Sommergruß in der Weihnachtsbäckerei
Die blaue Blütenpracht der Kornblume zeigt sich besonders auffällig im Hochsommer. Blaue Blumen sind eher selten und haben insofern einen besonderen Nimbus. Die Kornblume gilt als Lieblingsblume von Königin Luise und bekam daher den Beinamen 'Preußische Blume'.
Als Unkraut in Kornfeldern früher eher gefürchtet und bekämpft können wir sie heute wieder häufiger nicht nur in Ziergärten sondern auch auf biologisch bewirtschafteten Feldern antreffen. Auch wenn sie in der heutigen Pflanzenheilkunde keine besondere Rolle spielt ist sie doch dank ihres hohen Nektargehaltes eine wertvolle Bienenweide. Als sogenannte Schmuckdroge wird sie gerne Kräutertee- Mischungen beigemengt, denn sie behält auch nach dem Trocknen ihre schöne, leuchtend blaue Farbe.
Diesen Sommer hatte ich das Glück, viele Kornblumen auf meiner Dachterrasse zu haben. Um dieses wunderbare Blau länger zu erhalten, habe ich ein bisschen experimentiert und sowohl ein blaues Salz als auch einen leuchtend blauen Zucker hergestellt. Die Zubereitung war ganz einfach, wenn auch ein bisschen aufwendig: Ich habe die Blüten geerntet und dann die feinen blauen Blütenblätter abgezupft. Noch in frischem Zustand zusammen mit Sals oder Zucker im Mörser verrieben und danach getrocknet. Als dann alles schön fest war wurde alles nochmals im Mörser schön fein gemahlen und dann in kleine Gläschen verpackt. Heute habe ich die ersten Weihnachtsplätzchen gebacken, um zu sehen, wie backfest die Farbe ist. Im Teig hat sich die Farbe verändert, aber als Zutat im Zuckerguss lassen die Kornblumen jetzt meine Sternchen geradezu erstrahlen. Ganz ohne künstliche Farben, ein festlicher Augenschmaus!
Frisch von der Wiese: Auch im Winter leckere Salate dank den Gänseblümchen
Das schöne Gänseblümchen erfreut uns das ganze Jahr über. Sogar jetzt im Winter können wir es ernten! Hin und wieder findet man sogar noch offene Blüten um diese Jahreszeit, doch die leckeren Blattrosetten dienen uns jetzt auch als wilde Alternative zum Feldsalat. So werden wir mit gesundem Wildsalat jederzeit versorgt.
Die Blattrosetten werden sorgfältig gewaschen und dann auseinandergezupft. Die ganz zarten schönen Blätter können dann wie Feldsalat angerichtet werden. Hier zum Beispiel mit Orangenfilets und Walnüssen eine gesunde und vitaminreiche Speise. Natürlich können die Blätter jetzt auch fein gehackt zu Kräuterquark verarbeitet werden. Bon Appetit!
Seltsame 'Eier' und knusprige Scheiben
(Hexeneier)
Unser heutiges Rezept dreht sich ausnahmsweise nicht um eine Wildpflanze, denn ich habe heute im Wald einen besonderen Fund gemacht: Aus diesen merkwürdigen 'Eiern' würden in den nächsten Tagen die stark übel riechende Stinkmorchel (Phallus impudicus) 'schlüpfen'. Während man den fertigen Pilz dann nicht mehr geniessen kann (und auch nicht mag), sind die sogenannten Hexeneier eine seltene und wohlschmeckende Delikatesse.
Die Stinkmorchel hat übrigens mit der unter Pilzliebhabern besonders geschätzten Familie der Morcheln nichts zu tun.
Pilze sind Grenzgänger zwischen dem Pflanzen- und Tierreich und bilden somit eine eigene biologische Klasse. Die Vielfalt der Pilze ist enorm und viele faszinierende Phänomene werden jetzt erst richtig erforscht.
In unseren Breiten gibt es viele wohlschmeckende Speisepilze, die hauptsächlich im Herbst wachsen. Vorsicht ist jedoch geboten, denn es gibt auch bei uns einige tödlich giftige Arten. Deswegen sollten nur wirklich geübte Pilzkenner auch sammeln.
Um diese besondere 'Eierspeise' zuzubereiten müssen die Hexeneier erst einmal korrekt geschält werden: Unter der ledrigen, weissen Außenhaut befindet sich die glibbrige Gallerte. Beide Schichten müssen entfernt werden, um an das, geschmacklich erstmal eher neutral riechende Pilzfleisch zu gelangen. Am besten geht dies mit einem Messer, und indem man versucht, gleich beim ersten Versuch bis auf die feine weisse Trennhaut zu stossen. Wenn man diese erwischt, kann man die äußere Schicht relativ leicht abziehen,
Danach werden die so erhaltenen 'Eier' in ca. 2-3mm dicke Scheiben geschnitten. Diese werden dann einfach in etwas Butter kunsprig angebraten und dann mit etwas Salz bestreut. Die Pilze sind fertig, sobald sie schön rösch sind. Da der Pilz auch roh essbar ist, gibt es keine 'Mindestkochzeit'.
Ein simples, wegen seiner seltenen Zutat jedoch exotisches und attraktives Gericht!
Die Vielfalt der Wiese (Blumen-Aperitif)
Unsere Wiesen haben überschlagen sich im Moment geradezu mit leuchtend farbigen Blüten, die allenthalben aus den grünen Halmen herausblitzen. Wir finden die gelben Sterne des Wiesenbocksbartes, die hohen Margeriten, die auffälligen lilafarbenen Blüten des Wiesensalbeis und viele mehr. Bis weit in den Sommer hinein erfreuen wir uns an diesem Anblick und sammeln auch die ein oder andere Blume. Diese müssen nicht unbedingt in der Vase landen, man kann sie auch zu einer schnellen, knusprigen und überraschenden Begleitung zum Aperitif verarbeiten, die den Gaumen auf das zu erwartende Menü vorbereitet.
Wichtig ist wie immer, nur die Blumen und Blätter zu sammeln, die man 100prozentig kennt und nur so viel, wie man tatsächlich kurzfristig verarbeiten kann. In 'meinen' Sammelpfründen finde ich folgende Pflanzen, die sich meiner Meinung nach besonders gut für dieses Gericht eignen:
Wiesensalbei (Blütenstängel und Blätter); Wiesenbocksbart (noch geschlossene Knospen); WiesenBärenklau (Knospen und ganz junge Blätter), Margeriten (offene Blüten); Spitzwegerich (zarte Blätter); Skabiose (Blüten und Knospen) Schlangenknöterich (Blütenrispe und Blätter), Gänseblümchen (Blüten) und Teufelskralle.
Pro Person cirka 5-7 schöne und feste Stängel, Blüten oder Blätter pflücken und sorgfältig waschen.
Der Teig wird pro Person aus ca. 1 EL Mehl (ich verwende hier weißes Dinkelmehl) und ca. 0,05l Sekt sowie einer Prise Salz gemischt. Wenn Kinder mitessen kann man alternativ auch sprudelndes Mineralwasser nehmen. Den Teig nicht allzu sehr aufschlagen, damit die Kohlensäure nicht entweicht. In einer Pfanne nicht zu sparsam Kokosfett erhitzen. Dann diePflanzenteile in den Teig tauchen und in die Pfanne legen. Wenn beide Seite schön goldbraun gebacken sind, kurz auf ein Küchentuch legen, damit das überschüssige Fett aufgesogen wird.
Die Blüten bleiben auch schön knusprig, wenn man sie für eine kurze Zeit im Ofen warmhält.
Alternativ und als Zugabe zum Dessert kann man den Teig auch mit etwas Vanillezucker versüßen und dann die fertigen Teilchen mit Puderzucker bestreuen. Guten Appetit!
Schon für unsere frühesten Vorfahren stellte die Haselnuss einen wichtigen Teil des Speiseplans dar: Die runden Nüsse, die im September anfangen zu reifen halten sich wunderbar über das ganze Jahr hinweg. Sie enthalten nicht nur eine Menge Kalorien (650Kcl pro 100 g), sondern auch viele wertvolle sekundäre Pflanzenstoffe. Besonders hervorzuheben sind auch der hohe Lezithin- und Mineraliengehalt sowie ein hoher Anteil an Vitamin E.
Kein Wunder, dass diesem wertvollen Strauch auch viele magische Kräfte nachgesagt werden. Funde von Haselruten in prähistorischen Gräbern beweisen hier eine lange Tradition. Die Hasel war seit jeher Symbol für Glück, Fruchtbarkeit und Lebensfreude. Auch das Aschenputtel wusste, als sie sich eine Haselrute wünschte, dass sie vor bösen Mächten schützt. Bis heute wird ausschließlich die Hasel zur Produktion von Wünschelruten verwendet.
In früherer Zeit galt es als Frevel, einen Haselstrauch zu fällen, der Wanderer durfte sich jedoch eine handvoll Nüsse als Wegzehrung mitnehmen.
Bis heute ist die Haselnuss eine der beliebtesten Nüsse unserer Breiten.
Als Korkenzieher-Variation oder als grün- oder rotblättriger Strauch wird sie gerne in Hausgärten angepflanzt, ansonsten bevorzugt sie lichte Wälder oder Waldränder. Wichtig für gute Wüchsigkeit sind eine nährstoffreiche Humusschicht und gut befeuchteter, aber nicht nasser Boden.
Haselnüsse erfreuen sich in unseren Küchen sehr großer Beliebtheit. Die schmackhaften Nüsse werden sowohl in der feinen Kuchenbäckerei als auch für Süßspeisen und der Herstellung von Nougat geschätzt. Auch wird ein wertvolles, Vitamin E-reiches Öl aus den Kernen hergestellt.
Aber wir müssen nicht bis zum Herbst warten, um am Strauch eine Köstlichkeit zu ernten: Gerade jetzt sprießen die neuen Blätter und sind so zart und gut, dass sie unbedingt zu einer leckeren Speise verarbeitet werden sollten.
Hier mein Rezept für die ultimativen, süssen Haselnuss-Ravioli:
Pro Person ca. 4-5 frische, zarte, und nicht zu große Blätter ernten. Waschen. Die Fülle besteht aus ca. 100gr Magerquark pro Person, welcher nach Belieben mit Kokosblütenzucker, etwas Vanille, jeweils einen kleinen Löffel Hirsegrieß und geriebene Haselnüssen sowie etwas Abrieb von der Zitrone angemacht wird.
Einen Klecks der Quarkfülle wird auf die Innenseite des Blattes gegeben, dann einfach das Blatt sachte 'zusammenklappen', so dass ein Ravioli-artiger Halbmond entsteht.
Dieser wird dann mit Eigelb und Mutschelmehl (ganz fein auch mit Kuchenbröseln) paniert und dann in Haselnussöl oder Butter fein herausgebacken.
Da dieses Dessert beonders gut schmeckt, wenn es warm serviert wird, gratiniere ich die Ravioli im Backofen bei ca 100Grad. Ein paar Schokotropfen schmelzen dann zu einer feinen Sauce. Das Ganze wird dann noch mit in Scheiben geschnittenen Haselnüssen garniert. Ein echtes Sternegericht!
Tausendschön und Mega-lecker (und gesund!)
Unser vielseitiges Gänseblümchen
Die diesjährige Heilpflanze des Jahres ist das Gänseblümchen! Diese für uns schon fast als 'Allerweltsblume' etwas belächelte Wiesenblume hat es in sich: Sowohl als Hustentee als auch zur Linderung von Hautproblemen wurde sie schon immer in der Volksmedizin verwandt. Die 'Bellis Perennis', wie ihr lateinischer Name lautet (Dauerhaft Schöne) begleitet uns überall und das ganze Jahr hindurch und kann sogar im Winter geerntet werden! Die Blattrosetten halten sich sogar unter dem Schnee grün und bescheren uns ein wahaft dauerhaftes Sammelerlebnis! Kein Wunder, dass das bescheidene Blümchen vielerlei Namen trägt: Maßliebchen, Tausendschön und Mondscheinblume, um nur einige zu nennen. Als attraktive Heil- und Nahrungspflanze weithin geschätzt, machte sie der französische König Ludwig IX sogar, zusammen mit der Lilie, zum Teil seines Wappens! Auch im berühmten persischen Ischtar-Tor wurde das Pflänzlein verewigt.
Natürlich kennen alle das berühmte Orakel: 'Er liebt mich, er liebt mich nicht...'. Aber auch als Talismann ist das Gänseblümlein im Volksglauben verankert: Wer die ersten drei Blümlein des Frühjahres findet, darf sie essen und er wird vor allerlei Ungemach das ganze Jahr über geschützt.
Wir sehen also, es lohnt sich, dieses Kleinod auch in unseren Speiseplan aufzunehmen. Das Blümchen ist nicht nur äußerst dekorativ, es schmeckt auch ganz fantastisch. Nußartig und unaufdringlich im Geschmack eignet es sich als Zugabe für allerlei Gerichte, sowohl für die salzigen als auch die süßen Rezepte.
Die Blüten und auch die Blätter können nach dem Waschen einfach zugegeben werden. Knospen können als 'wilde Kapern' in einem Zucker/Essig Sud kurz aufgekocht werden und halten sich dann in gut verschlossenen Gläschen für einige Wochen. Hier einige 'Appetithappen'
Gourmet-Frühjahrskur
(Brennnessel-Buchteln)
Jetzt gibt es kein Halten mehr: Der Frühling ist mit voller grüner Power da: Viele Wildkräuter stehen jetzt bereit, uns bei unserer Frühjahrs-kur geschmackvoll zu unterstützen. Die Brennnessel ist ein besonderes Frühlingsgemüse. Sie ist in rauen Mengen auf stickstoffreichem Boden zu finden und kann (und sollte!) ausnahmsweise großzügig geerntet werden. Schon seit Urzeiten war sie den Menschen trotz der bekannten schmerzhaften Ernte Lieferant wertvoller Vitalstoffe: vor allem Flavonoide, Mineralstoffe, Vitamin A und C seien hier erwähnt. So hatte das gesunde ''Armeleuteessen" vor allem in Notzeiten einen festen Platz auf dem Speiseplan. Die Brennnessel kann aber noch so viel mehr: Es wurden auch Stoffe aus den sparrigen Fasern gefertigt (Nesselhemden), und als Jauche angesetzt ist sie ein wirksamer Dünger für den Garten.
Die Brennnessel ist ein echter Tausendsassa, wir werden ihr sicherlich übers Jahr noch öfter begegnen. Spätestens im Herbst, wenn die gehaltvollen Samen geerntet werden, die nicht nur uns Menschen schmecken und wohltun, sondern früher von Roßtäuschern alten und abgearbeiteten Pferden verabreicht wurden. Diese Verjüngungskur war äußerst wirksam und sorgte für manch profitablen Verkauf.
Brennnesseln können ähnlich wie Spinat verarbeitet werden. Für die Buchteln bereite ich einen einfachen Teig aus 200 gr. Hartweizenmehl, einer Prise Salz und einer Prise Küchennatron. Mit Wasser vermischen, so dass ein fester Teig entsteht, der relativ dünn ausgerollt werden kann. Den Teig kurz ruhen lassen. Währenddessen wird die Füllung zubereitet: zwei gute Handvoll Brennnesseln (es können auch weitere frische Kräuter hinzugefügt werden) werden fein geschnitten, mit einem Esslöffel geriebenem Parmesan, zwei Esslöffeln Magerquark und einer Prise Salz vermischt. Der Teig wird nun dünn ausgerollt. Mit einem Glas runde Fleckerl ausstechen. Das untere Fleckerl wird mit Wasser eingepinselt, dann wird ein großer Klecks Füllung in die Mitte gegeben. Ein zweites Fleckerl wird deckt dann die Füllung ab und wird gut an den Rändern mit dem Boden festgedrückt. Nun werden sie noch mit etwas Kondensmilch eingepinselt. Das Ganze kommt dann für 15Minuten in den auf 200Grad vorgeheizten Ofen.
Während der Garzeit kann noch ein Dip mit Bärlauch und Quark sowie einigen hübschen Blüten zubereitet werden. Die Buchteln schmecken am Besten frisch aus dem Rohr. Guten Appetit!
Vitaminreiche Frühlings-Delikatesse
(Bärlauch Gnocchi)
Die Bärlauch-Saison hat angefangen! Jetzt sind die zarten Blättchen besonders delikat und warten auf eine leckere Zubereitung! Die Legende besagt, dass der Name sich aus dem Hunger der Bären nach diesem ersten vitaminreichen Kraut ableitet. Bei der Fülle an wohltuenden Inhaltsstoffen kann man das durchaus nachvollziehen! Vor allem die ätherischen Öle, die auch im Knoblauch vorhanden sind, verleihen dem Bärlauch sowohl seinen Wert in der Küche als auch seine wohltuende Wirkung, zum Beispiel bei Bluthochdruck oder zur Reinigung der Blutgefäße. Er ist ein idealer Bestandteil der Frühjahrskur!
Auch wenn der Bärlauch jetzt bald im ganzen Wald einen grünen Teppich 'verlegt' sollte auch hier immer mit der gebotenen Umsicht geerntet werden. Der Bärlauch ist sehr empfindlich und verliert schnell sein Aroma, deswegen ist es besser, immer nur die benötigte Portion zu ernten.
Für die Bärlauch-Gnocchi einen Teig aus 500g gekochten und zerdrückten (mehligen) Kartoffeln, 200g Kartoffelstärke oder Mehl sowie einem ganzen Ei und einem Eigelb herstellen. Dieser wird mit Salz und etwas Muskatnuß gewürzt. Nun ca. 2 handvoll fein geschnittenen Bärlauch zugeben. Den Teig in ca. 2cm dicke Würste rollen, und dann jeweils 2 cm dicke Stückchen abschneiden. Diese werden vorsichtig über eine Gabel gedrückt, damit sie die typischen Rillen erhalten. Nun werden die Gnocchi vorsichtig in gesalzenem Wasser gekocht, sie sind fertig, wenn sie oben im Wasser schwimmen.
In einer kleinen Pfanne werden nun Stückchen vom roten Paprika kurz in Butter geschwenkt. Diese bilden einen schönen Farbkontrast und schenken dem Gericht eine weitere frische Note. Nach Geschmack mit Parmesan bestreuen. Guten Appetit!
Vom Ärger der Gärtner und einem delikaten salzigen Pudding
(Kartoffel-Giersch-Pudding)
Jetzt die ersten zarten Giersch-Blättchen ernten und einen leckeren Kartoffel-Giersch-Pudding zubereiten!
Der Giersch bereitet Gärtnern oft Kopfzerbrechen, denn er ist seeehhr 'standorttreu' und man kann ihn fast nicht ausrotten, wenn er es sich einmal im Garten gemütlich eingerichtet hat.
Clevere Gärtner versuchen jedoch nicht, das Kraut zu bekämpfen, sondern freuen sich über die spontan wachsende Bereicherung der Gemüseküche! Der Giersch schmeckt, vor allem jetzt, mild nach Petersilie mit einem Hauch Anis, ist also eine echte Delikatesse. Ganz nebenbei ist er auch sehr gesund. Die im Volksmund auch 'Zipperleinskraut' genannte Pflanze soll Harnsäure im Körper lösen und damit auch Gicht und Rheuma entgegenwirken. Ausserdem gibt es den bei Wildpflanzen üblichen gesunden Vitamin- und Spurenelementemix. Wer nicht das Glück hat, den Giersch im Garten vorzufinden, kann ihn jetzt in lichten Wäldern und auf Wiesen suchen.
Für den leckeren Kartoffel-Giersch-Pudding benötigt man 700gr (mehlige) Kartoffeln. Sie werden gekocht und zerdrückt. Sobald sie etwas abgekühlt sind, wird ein Gemisch aus 3 Eigelb, einem Esslöffel Butter, zwei Handvoll geschnittenem Giersch , Salz, Pfeffer und Muskatnuß sowie etwas Parmesan hinzugefügt. Die 3 Eiweiß werden steif geschlagen dann dem Gemisch vorsichtig untergehoben.
In der Zwischenzeit wird eine verschließbare Puddingform eingefettet und mit Semmelbröseln ausgestreut, so daß das Stürzen des Puddings am Ende der Garzeit auch klappt.
Die Masse wird dann in die Form eingefüllt und in einem Topf mit mäßig köchelndem Wasser versenkt. Hier bleibt sie dann für eine gute Stunde. Form gleich stürzen und schöne Scheiben abschneiden. Diese können dann mit einem bunten Salat schön garniert werden. Guten Appetit!
Die Brennnessel ist eine der häufigsten und gleichzeitig wertvollsten einheimischen Wildpflanzen. Es lohnt sich, die etwas störrischen und unangenehm brennenden Pflanzen zu ernten: Sie bieten einen hohen Gehalt an vielen Spurenelementen, Chlorophyll, Vitaminen und Eisen.
In der Küche sind Brennnesseln eine echte Delikatesse. Die jungen Blätter und Triebe können wie Spinat verarbeitet werden, so wie in diesem Gericht. Wenn man noch einige Pilze hinzufügt meint man, den ganzen Wald zu schmecken. Die Samen der Brennnesseln werden im Herbst gesammelt und schenken über den ganzen Winter hindurch ein gesundes 'Topping' über alle herzhaften Speisen.