Heute feiert die katholische Kirche in Bayern ein wichtiges Fest: Mariä Himmelfahrt. Für uns Kräuterbegeisterte in zweierlei Hinsicht ein wichtiges Datum: Zum einen beginnt heute traditionell der sogenannte 'Frauendreißiger': Den zwischen dem 15. August und dem 12. September (Maria Namen) gesammelten Heilkräuter werden besondere Kräfte zugeschrieben. Diese jahrtausendealte Erfahrung hat sich auch die katholische Kirche zu Eigen gemacht. Kein Wunder dass zu Beginn dieser besonderen Zeit die Kräuter und Blumen im Mittelpunkt stehen: Traditionell werden die sogenannten Kräuterbuschen heute in vielen Kirchen Bayerns gesegnet.
Ich durfte dieses besondere Ritual heute im Dom zu München miterleben, wo Weihbischof Kardinal Marx persönlich den Gottesdienst und die Segnung der vielen mitgebrachten liebevoll zusammengestellten Kräutersträuße ausführte. Besonders gefreut hatte mich sein Kommentar, dass die Heilpflanzen und Blumen uns zur Freude und Heilung geschaffen wurden.
Die gesegneten Kräuterbuschen sollen magische Kräfte besitzen: Auf vielen Höfen ersetzten sie in alter Zeit die Hausapotheke. Die Buschen wurden getrocknet und die jeweiligen Pflanzen konnten je nach Bedarf zur Heilung von Mensch und Tier eingesetzt werden. Wenn das Wetter bedrohlich wurde, wurden einige Zweige aus dem Sträußchen ins Feuer geworfen, um den Blitzschlag abzuwenden. Auch am Dreikönigstag, dem letzten Tag der Rauhnächte, kam der Buschen zum Einsatz: Der Bauer räucherte damit Haus und Stall aus.
Natürlich ist das Binden und vor allem die Auswahl der Kräuter für die Buschen entscheidend: Je nach Gegend variieren die Vorschriften: Oftmals ist die Zahl der verwendeten Kräuter wichtig, manchmal muss die Zahl durch sieben teilbar sein, aber auch die neun, zwölf oder gar die neunundneunzig sind beliebte Teiler. Am Wichtigsten jedoch sind die Kräuter selbst, in ihrer heilenden Vielfalt: Meist bildet die Königskerze das Zentrum des Straußes. Auch Schafgarbe, Salbei, Calendula, Geißfuß, Minze, Johanniskraut und Baldrian sollten Teil dieser 'Hausapotheke' der besonderen Art sein, neben weiteren Kräutern und verschiedenen Getreidesorten.
So finden wir besondere Motivation, in den nächsten 30 Tagen unsere Kräutervorräte für den Winter zu komplettieren und den Spätsommer nochmal in vollen Zügen in der Natur zu genießen.
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